Was ist Karate?

Geschichte

 

Karate Do, so wie wir es heute kennen, hat sich im Laufe etlicher Jahrhunderte unter chinesischem Einfluss auf Okinawa entwickelt.

Die Legende sagt, dass der 28. buddhistische Patriarch (Buddhidarma) im 6. Jahrhundert den Buddhismus von Indien nach China brachte. Um die schlechte körperliche Verfassung seiner Schüler im Shaolin-Kloster zu verbessern, begann er, ihnen körperliche Übungen beizubringen, die eine Mischung aus von ihm selbst stammenden und indischen Kampfsystemen darstellten. Diese Übungen nannten sich "18 Hände der Schüler Buddhas". So sei das Shaolin-Kunfu entstanden. Einige Jahre später wurden diese 18 Übungen durch den Meister Li auf 173 erweitert, womit die Grundlage für das Wushu (Sammelbegriff der Chinesischen Kampfkünste) begründet war aus dem sich viele chinesische Kampfkünste ableiteten. Auch Karate hat seine Wurzeln hier, wobei der genaue Ursprung unter Historikern umstritten ist.

Durch kulturelle und kommerzielle Kontakte mit China gelangten die entstandenen Formen des Wushu schon im 7. Jahrhundert auf die Ryukyu-Inseln, vor allem auf deren Hauptinsel Okinawa. Es wurde dort mit heimischen Kampfsystemen vermischt und es entstand der okinawaspezifische Faustkampf (TODE- China Hand).

Im Jahre 1609 erfolgte die Okkupation Okinawas durch japanische Samurai. Der japanische Stadthalter Lehiza Shimazu verbot sofort das Tragen von Waffen. Um sich dennoch gegen die Übergriffe der Samurai wehren zu können, wurde von den Einwohnern Okinawas die Kampfkunst Tode im geheimen trainiert.

Im Jahre 1875 wurde Okinawa offiziell an Japan angeglichen, wodurch das bis dahin streng geheim trainierte Okinawa- Te seinen Charakter von der tödlichen Verteidigungsfaust zum friedlichen Mittel der Persönlichkeitsschulung wandelte.

1890 beauftragte der Kommissar für Erziehung in der Präfektur Okinawa den Meister Yasutsune Itosu damit, einen Lehrplan für Wehrdienstleistende zu stellen, der einige Grundkatas enthielt und auf Körperbeherrschung, Atmung, Beweglichkeit und Haltung Wert legen sollte.

Ein Schüler des Meister Yasutsune Itosu, Gichin Funakoshi, engagierte sich besonders bei der Reform des Karate. Er begann Karate zu systematisieren. Von 1906 bis 1915 reiste Funakoshi mit einer Auswahl seiner Schüler in Okinawa umher und hielt öffentliche Karate-Demonstrationen ab. So erlangte Karate einen immer größeren Bekanntheitsgrad. 1922 präsentierte Funakoshi seine Vorführungen in Tokio und blieb dort im Kodokan (älteste Judo-Schule der Welt in Japan). Karate wurde mit seiner weiteren Verbreitung in Japan schließlich zur nationalen Kampfkunst erklärt und endgültig japanisiert. Im Laufe der dreißiger Jahre etablierte sich die hierarchische Einteilung in Schüler und Meistergrade, erkennbar an verschiedenen Gürtelfarben und der Gi wurde als offizielle Kleidung eingeführt.

Aufgrund Funakoshis Bemühungen wurde Karate an verschiedenen Universitäten in Japan eingeführt. Sein erstes Buch erschien unter dem Titel Ryu Kyu Kempo Karate im Jahr 1922. Sein Hauptwerk erschien unter dem Namen Karate Do Kyohan 1935 (1958 wurde es überarbeitet). Funakoshis Biographie erschien unter dem Titel: Karate-do Ichi-ro (Karate-Do – mein Weg).

 

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Karate als Leibeserziehung und nicht als kriegerische Kunst anerkannt, weshalb es auch zur Zeit der Besatzung in Japan weiter gelehrt werden durfte. Über Hawaii und die amerikanische Besatzung Japans und Okinawas wurde Karate in den fünfziger und sechziger Jahren zunehmend in den USA und dann auch in Europa verbreitet.

Aus der nach Funakoshi bzw. seinem Pseudonym „Shoto“ wurde die Schule Shotokan (Haus des Shoto) bekannt. Aus ihr ging die erste internationale Karate-Organisation JKA hervor. Funakoshi und die anderen alten Meister lehnten die Versportlichung des Karate und die Institutionalisierung sowie die dadurch entstandene Aufspaltung in die verschiedenen Stilrichtungen entschieden ab. Dennoch kennen wir im heutigen Karate 4 große Stilrichtungen: Gōjū-Ryū, Shōtōkan, Shitō-Ryū und Wadō-Ryū. Diese Stile gehen auf zwei ebenfalls recht verbreitete Okinawanischen Stile Shorei-Ryū und Shorin-Ryū zurück.

In Deutschland entwickelte sich Karate zunächst als eine Unterorganisation innerhalb der Judo-Verbände. Daraus ging im Jahre 1961 der erste deutsche Dachverband des Karate, der deutsche Karate Bund hervor.

Der erste deutsche Karateverein wurde 1957 von Jürgen Seydel in Bad Homburg gegründet. In den siebzige, achtziger und neunziger Jahren fand Karate in Deutschland große Verbreitung. Heute ist der einzige offizielle Dachverband der Deutsche Karate Verband (DKV).

 

 

Philosophie

Karate hat einen spirituellen Kern, aus weltanschaulichen Elementen des Zen und des Taoismus. Außerdem ist es stark beeinflusst vom Bushidō (jap. „Weg des Kriegers“), dem Kodex der Samurai. Einen guten Einblick in die fundamentalen Grundsätze der Karate-Philosophie bieten die "Zwanzig Regeln von Gichin Funakoshi" Die zwanzig Shoto-Niju-Kun sind Verhaltensregeln, die von Funakoshi aufgestellt wurden, die das Grundprinzip des Karatedō vermitteln der Charaktervervollkommnung dienen sollen.

  1. Vergiss nie: Karate beginnt mit rei und endet mit rei. (rei bedeutet: Respekt, Höflichkeit)
  2. Im Karate gibt es kein Zuvorkommen. (Im Karate gibt es keinen ersten Angriff.)
  3. Karate ist ein Helfer der Gerechtigkeit.
  4. Erkenne dich selbst zuerst, dann den Anderen.
  5. Die Kunst des Geistes kommt vor der Kunst der Technik.
  6. Lerne, deinen Geist zu kontrollieren, und befreie ihn dann von Unnützem
  7. Unheil entsteht durch Nachlässigkeit.
  8. Karate ist nicht nur im Dojo.
  9. Die Ausbildung im Karate umfasst Dein ganzes Leben.
  10. Verbinde dein alltägliches Leben mit Karate, das ist der Zauber der Kunst.
  11. Wahres Karate ist wie heißes Wasser, das abkühlt, wenn du es nicht ständig wärmst.
  12. Denke nicht ans Gewinnen, doch denke darüber nach, wie du nicht verlierst.
  13. Wandle dich, abhängig von deinem Gegner.
  14. Der Kampf hängt von der Handhabung deiner Treffsicherheit ab.
  15. Stelle dir deine Hand und deinen Fuß als Schwert vor.
  16. Wenn man das Tor der Jugend verlässt, hat man viele Gegner.
  17. Das Einnehmen einer Haltung gibt es beim Einsteiger, später gibt es den natürlichen Zustand.
  18. Übe die Kata korrekt, der echte Kampf ist eine andere Angelegenheit.
  19. Hart und weich, Spannung und Entspannung, langsam und schnell, alles in Verbindung mit der richtigen Atmung.
  20. Denke immer nach und versuche dich ständig am Neuen.

 

 

Trainingsinhalte

 

Kihon

Kihon ist das japanische Wort für „Basis“.
Damit sind die Grundtechniken, die Grundschule des Karate gemeint.

Kata

Kata bezeichnet eine Übungsform, die aus stilisierten Kämpfen besteht, die jedoch im Karate ausschließlich gegen imaginäre Gegner geführt werden. Die Anwendung einer Kata bezeichnet man im Karate als Bunkai. Der Ablauf der Kata ist dabei genau festgelegt, wurde aber bei manchen Katas im Lauf der Jahrzehnte leicht verändert. Die letzten größeren Veränderungen von Shōtōkan-Kata fanden im Deutschen Karateverband im Rahmen einer Vereinheitlichung zu Wettkampfzwecken im Jahr 2002 statt.

 

Die bekanntesten Shotokan-Katas:

Name Bedeutung Varianten
Taikyokju universelle Kata Shodan, Nidan, Sandan
Heian friedvoller Geist Shodan, Nidan, Sandan, Yondan, Godan
Tekki Eisenreiter Shodan, Nidan, Sandan
Bassai die Festung verteidigen Dai, Sho
Kanku in den Himmel schauen Dai, Sho
Hangetsu Halbmond, dreizehn Hände  
Empi Flug der Schwalbe  
Jion Tempelklang, Liebe und Güte  
Ji’in Liebe und Schatten  
Jitte zehn Hände, Tempelhand  
Sochin ruhige Kraft, Liebe und Ruhe  
Gangaku Kranich auf dem Felsen  
Nijushiho vierundzwanzig Schritte  
Gojushiho vierundfünfzig Schritte Sho, Dai
Meikyo reinigen des Spiegels, leuchtender Spiegel  
Wankan König und Krone, Pinienrauschen  
Chinte seltene Hand  
Unsu Hand in den Wolken  

 

 

Kumite

Kumite bedeutet übersetzt Kampf oder Kampfübung. Im Kumite werden Angriffs-, und Abwehrtechniken sowie ihre Kombinationen am Partner geübt. Auf dem Weg zum „freien Kampf“, dem Jiyu Kumite, gibt es verschiedene Kampfübungen. Ziel dieser Übungen ist es, den Karateka an den freien Kampf heranzuführen. Dem Karateka wird dabei ein hohes Maß an Präzision und Kontrolle über die eigenen Karatetechniken abverlangt. Die Verantwortung gegenüber dem Partner beim Üben und gegenüber dem Gegner im Kampf muss daher jedem jederzeit bewusst sein. Ziel des Kumite ist es, dass Kämpfen zu erlernen und sich gegebenenfalls verteidigen zu können.